Diskussion zur Versorgung ist lanciert
H+ verfolgt konsequent die Strategie, ressourcenintensive ambulante Untersuchungen und Behandlungen nach der Logik der stationären Tarifstrukturen zu pauschalieren und die ambulanten Pauschalen in einer Tariforganisation weiterzuentwickeln. 2021 wird für den ambulanten Bereich ein wegweisendes Jahr werden.
Es ist ein Armutszeugnis für das Schweizer Gesundheitswesen: Das wichtigste Tarifwerk im ambulanten Bereich mit ca. 12 Mrd. Franken jährlichem Abrechnungsvolumen ist ein nicht unterhaltener und ungepflegter Oldtimer namens TARMED. Als Preisliste für die sich dynamisch entwickelnde Medizin ist dies ein Affront. Hinzu kommt, dass diese komplexe Tarifstruktur kaum jemand je wirklich verstanden hat.
Nach der gescheiterten TARMED-Revision, einer Denkpause und gestützt auf die insgesamt positiven Erfahrungen im stationären Bereich, verfolgt H+ die Strategie, die Systematik der stationären Tarifstrukturen auf die ressourcenintensiven Untersuchungen und Behandlungen im ambulanten Bereich auszuweiten. Mit der konsequenten Umsetzung dieser Strategie könnte zukünftig auch der ambulante Bereich auf Basis von Leistungs- und Kostendaten der Spitäler, Kliniken und ambulanten Einrichtungen datenbasiert weiterentwickelt werden.
Auch wenn die stationären Tarifstrukturen nicht perfekt sind und insbesondere bei den seltenen und hochdefizitären Fällen sowie bei der zeitnahen Abbildung von Innovationen noch Herausforderungen gemeistert werden müssen, sind hier die Erfahrungen der letzten Jahre viel ermutigender als beim TARMED.
Politisches Bekenntnis gefragt
TARDOC, die Einzelleistungstarifstruktur von FMH und Curafutura, ist aus Sicht von H+ keine Alternative. Es handelt sich um eine Aktualisierung vom TARMED, die mindestens ebenso komplex und somit kaum ein Gewinn für die Spitalbranche ist. Neben den offensichtlichen Fehlanreizen sind die Implementierungs- und Betriebskosten enorm und somit ein Widerspruch zum Wirtschaftlichkeitsgebot.
Wenn die Politik es ernst meint mit der Förderung der ambulanten Pauschalen, kann die Strategie von H+ erfolgreich sein. Geht es jedoch nur darum, das TARMED-Problem kurzfristig mit dem komplexen und teuren TARDOC zu entschärfen, verzögern sich die Arbeiten für ambulante Pauschaltarife um Jahre.
Neben der Grossbaustelle «TARMED-Nachfolge» werden auch andere ambulante Tarifstrukturen die H+ Geschäftsstelle auf Trab halten. Folgende Vision gilt auch für diese: Angestrebt werden sollen leistungsorientierte Pauschaltarife für ressourcenintensive Untersuchungen, Behandlungen und Therapien, kombiniert mit einfachen Zeit- und Einzelleistungstarifen für Leistungen in einfacher Infrastruktur. H+ engagiert sich auch bei den anderen ambulanten Tarifstrukturen für Pauschallösungen als Ersatz für die bestehenden Einzelleistungstarifstrukturen. Das Jahr 2021 wird zeigen, wohin der Weg führen wird!
Neu wird sich H+ auch verstärkt im Bereich der Preis- bzw. Tarifverhandlungen engagieren. Einerseits verhandelt der Verband im Auftrag seiner Mitglieder konkrete Tarife und andererseits koordiniert und unterstützt H+ die Tarifverhandlungen seiner Verbands- und Aktivmitglieder. Die Einführung der stationären Tarifstruktur ST Reha wird zeigen, ob diese neuen Tätigkeitsbereiche von H+ für die entsprechenden Mitglieder hilfreich sind und in Zukunft ausgebaut werden sollen.